Die Sage von Kate Rose na Gael!
In einer einfachen Hütte, alt und schattig im Herzen Éires,
sitzt am Feuer ein Erzähler und spricht von längst vergangenen Tagen.
Rauch schwebt unter den Balken, Schafe ruhen friedlich,
Bauern, Mütter und Kinder lauschen seinen Worten.
Draußen tobt der Wintersturm und heult an der Tür,
doch drinnen wärmt das Feuer und ein leise gesprochener Ton.
„Hört zu, ihr Leute,“ begann er leise, seine Augen funkelten wissend,
„Ich erzähle euch von längst vergangenen Zeiten, von Geistern und alten
Verbindungen.
Alle lauschten gebannt jedem seiner Worte,
‚Hört, was ich euch bringe, Geschichten aus Äonen, die niemand mehr vernahm.‘“
In uralten Zeiten, als Éire im tiefen Schatten lag,
wo Hügel Geheimnisse flüsterten und Flüsse so dunkel wie Schlaf ruhten,
stieg die Sage einer Maid auf, die so schön wie das erste Licht des Morgens war,
deren feuerrotes Haar in Stürmen und Nächten wie Flammen loderte.
Kate Rose na Gael war sie genannt, ihr Name wie ein Flüstern, ein Lied,
ein ungezähmter Geist, ein Herz wild und frei, in Erzählungen echt und
beständig.
Ihr Haar brannte wie wütendes Feuer, wie die Sonne über der Flut,
wo Wellen den weiten Himmel küssen und die Sterne stumm verweilen.
In einem Dorf hoch auf den Klippen, wo Winde wie schneidende Klingen wehten,
dort zogen Möwen und sangen die Selkies, oft sah man ihre Gestalt vorbeigehen.
Das Dorf bewunderte ihre Anmut, ihre wilde und seltene Schönheit,
obwohl ihr Herz viele Sorgen trug, blieb ihr Blick stets sanft.
Zu ihr kamen die Verirrten, zu ihr kamen die Schwachen,
und unter ihrer Hand fiel ihre Trauer, ihre Herzen trugen ihren Namen.
Doch schwerer wurden die Lasten, die sie trug, mit jedem Jahr,
das Dorf vergaß ihre Güte, als wäre sie etwas Geschuldetes und nicht geschenkt.
Dann, in einer Nacht voller Donner, als die Sterne sich verhüllten,
erschien eine alte Frau im Rabengewand, so alt wie Zeit und Raum.
Die Morrigan, dunkle Göttin des Schicksals, mit Stimme kalt wie Nordwind,
fragte sie, warum ihre Schultern gebeugt seien, warum nur sie allein die Bürden
trage.
„Warum trägst du die Last der anderen und lässt dein eigenes Herz leer?“
Die Maid von Rose na Gael erwiderte, ihre Stimme leise und weich:
„Es ist meine Pflicht, die Herzen der anderen zu entlasten, ihre Lasten zu
tragen;
denn in ihrem Frieden liegt mein Sinn, auch wenn ich dadurch müde werde.“
Die Morrigan, mit Augen wie Feuer, sprach wieder, eindringlich:
„Es gibt Weisheit in deinem sanften Herzen, doch auch Torheit, tief und scharf.
Denn jede Seele muss ihre eigene Stärke kennen, jedes Herz muss seine eigene
Last tragen;
sonst wird die Kraft wie das Licht des Tages schwinden und dich kalt und starr
zurücklassen.“
Damit legte sie eine Last vor Kate hin, einen Stein, dunkel und schwer,
und befahl ihr, zur Klippe zu gehen und ihn ins Meer zu werfen.
„Nimm dies, du Kind von Rose na Gael, und gehe dorthin, wo die Wellen tosen,
wirf ihn von deinen Schultern ab und trage diese Last nicht länger.“
Durch tiefe Schatten und dunkle Wälder, über Hügel und schroffe Steine,
ging sie bis zum Rand der Nacht, um ihr Herz zu befreien.
Mit dem Wind, der wie verlorene Geister schrie, stand sie über dem Meer,
hob die Last über ihren Kopf und warf sie — kühn und frei.
Der Stein sank tief, das Meer brüllte, die Wellen stiegen und tobten,
und mit seinem Fall hob sich ihr Geist, sie entglitt dem Griff des Kummers.
Die Morrigan trat aus dem Schatten, mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht:
„Gut hast du es gemacht, Flammenkind, du hast die Gnade deines Geistes
gefunden.“
In uralten Zeiten, als Éire im tiefen Schatten lag,
wo Hügel Geheimnisse flüsterten und Flüsse so dunkel wie Schlaf ruhten,
wurde die Sage von Kate Rose na Gael mit Ehrfurcht erzählt,
eine Geschichte von befreiter Last und von Leben, das dem Tod entrann.
So wurde die Sage von Kate Rose na Gael durch die Zeiten weitergetragen,
am Herd und am Feuer, mit leisen Stimmen von Erzählern und Weisen.
Und noch heute, wenn die Wälder in Schatten liegen und die Nacht kalt und bleich
ist,
erzählen Mütter ihren Töchtern noch immer die Geschichte von Kate Rose na Gael.